Besuch Ministerpräsident Tillich

Neue Straßen aus altem Gummi – Ministerpräsident Tillich zu Gast

Seit 18 Jahren werden in Mülsen ausgediente Reifen verarbeitet. Anfangs wurde das Granulat als Brennstoff genutzt. Heute entstehen daraus ressourcenschonende Gummimatten für zahlreiche Einsatzgebiete, Dickbeschichtungen, Zuschlagstoffe für Bitumen sowie spezielle Gummimehle zur Ölbindung.

Wenn der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich mit einem Bus anreist, auf dem sein eigenes Porträt prangt, ist Wahlkampfzeit. Gestern früh rollte der CDU-Spitzenpolitiker in seinem Bus in das Gewerbegebiet Gartenstraße in Mülsen St. Jacob. Ziel war die letzte freie Fläche des Areals, auf dem sich zu DDR-Zeiten eine Schweinemastanlage befunden hat.

Wahlkampfzeit also. Und deshalb war neben dem Ministerpräsidenten gestern auch die CDU-Landtagsabgeordneten Kerstin Nicolaus am Start, um mit Andreas Baumann, Geschäftsführer der Polymer Technik Mülsen, den ersten Spatenstich für eine neue Produktionshalle zu feiern. Die Firma investiert 7,2 Millionen Euro in Gebäude und Anlagentechnik und rechnet mit bis zu 50 Prozent Förderung. Aus Gummimehl werden hier ab 2016 Zuschlagstoffe produziert, die dem Asphalt im Straßenbau beigemischt werden, auch Fußbodenfliesen und Isolier-Anstrichen für Keller und Dächer. Das Gummimehl wird aus Lkw-Reifen nebenan in der Mülsener Rohstoff- und Handelsgesellschaft hergestellt, die die Tochterfirma eigens für die Weiterverarbeitung des recycelten Rohstoffes gegründet hat.

Der Betrieb war Mitte der 1990er Jahre als Demonstrationsanlage zur Aufbereitung von Altreifen entstanden, die nicht mehr runderneuert werden konnten. Baumann zeigte gestern ein Telegramm, das die damalige Bundesumweltministerin Angela Merkel zum ersten Spatenstich 1994 geschickt hatte. Merkel würdigte darin die Initiative des Betriebes, Wege aus der Wegwerf- in die Kreislaufgesellschaft zu finden.

Das Gummi-Granulat ging damals als Brennstoff in die Zementindustrie. Jetzt wird es auch in der Kunstrasenproduktion verwendet. „Wir haben inzwischen in fast alle Erdteile exportiert“, sagte Baumann stolz. Seit 1996 seien 285.000 Tonnen Altreifen verarbeitet worden. Daraus entstanden 203.000 Tonnen Gummimehl sowie -granulat und 77.000 Tonnen Stahl.

In Zusammenarbeit mit den Technischen Universitäten Dresden und Aachen sind Asphalte entwickelt worden, die dank des Gummimehls den Straßenbelag elastischer machen. Eingesetzt wurde der neue Stoff bereits auf der Einfahrt des VW-Werkes in Mosel, aber auch in Bayern und Norddeutschland. In Sachsen verstecke sich das Wirtschaftsministerium noch hinter einem Regelwerk. Der Freistaat verwende den neuen Baustoff bisher nicht, ärgert sich Baumann. Er hofft darauf, dass sich das nach der Stippvisite des Ministerpräsidenten ändert.

Bericht auf Zwickau TV:
https://www.youtube.com/watch?v=ewG8Uyi71UE&list=UUpCH7b9KtdcQY0duusx4Xng

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